Ratgeber Expertentipps
So lesen Sie die Wolken richtig

Im ersten Schritt informiert man sich natürlich vorher via Wetterbericht. Gibt es nun den ganzen Tag «Aprilwetter», wobei sich Regenschauer, Sonnenschein und dichte Wolken in kurzer Folge abwechseln? Fällt am Vormittag noch letzter Regen und dann wird es immer sonniger? Oder scheint bis zum Nachmittag die Sonne und gegen Abend folgen einzelne Schauer?
Diesen Unterschied verrät in der Regel der Prognosetext. Ein Vergleich bei mehreren Meteo-Anbietern kann dabei für die Vorbereitung sehr aufschlussreich sein. Je besser die Texte von verschiedenen Meteorologinnen und Meteorologen übereinstimmen, desto sicherer ist nämlich die Vorhersage.
Ist die Wanderung geplant und die Gruppe bereits unterwegs, hilft ein regelmässiger Blick zum Himmel und auf das aktuelle Radarbild zur Einschätzung der Wetterentwicklung.
Gewittertage werden grundsätzlich ziemlich treffend vorhergesagt. Wo und wann genau allerdings ein Gewitter entsteht, lässt sich auch mit den modernsten Modellen nicht exakt berechnen.
Unterwegs zeigt es die Entwicklung der Wolken an: So lange nur kleine Quellwolken den Himmel zieren, lässt sich die Wanderung beruhigt geniessen. Eine Art Vorwarnung für den späteren Tagesverlauf sind Quellwolken, welche oben kleine Türmchen bilden. Diese zeigen schon früh die instabile Schichtung in der mittleren Wetterschicht an.

Die Quellwolken wachsen oft im Tagesverlauf in die Höhe. Sobald die heranziehenden Haufenwolken höher sind als breit und ihre Unterseite sehr dunkel wird, ist in den Alpen das Risiko für einen Wetterumschwung gross. Innert weniger Stunden sind erste Gewitter möglich. Es wird Zeit, den Abstieg in Angriff zu nehmen oder bald zur Hütte zu gehen. Sobald die Gewitterwolke oben ausfranst, ist sie voll entwickelt – ein «Amboss» hat sich gebildet.

Ob in der Region bereits Schauer- oder Gewitterzellen mit Niederschlag entstanden sind, zeigt ein Blick aufs Niederschlagsradar. Damit lässt sich etwa abschätzen, ob die Prognosen vom Vortag treffend waren, oder ob sich die Regenzellen schon deutlich früher entwickeln.
Die Gefahr bei Gewittern besteht in den Bergen vor allem durch plötzlich schlechte Sicht auf anspruchsvollen Touren und durch Blitzschlag. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Mensch direkt vom Blitz getroffen wird. Eher fliesst der Strom vom Erdboden oder Fels durch den Körper.
Wenn man trotz aller Vorsichtsmassnahmen in ein Gewitter gerät, gilt es einerseits, sich von wahrscheinlichen Einschlagstellen fernzuhalten: Das heisst, nicht nahe an Bäumen, Felswänden oder auch metallenen Gegenständen stehen (Vorsicht vor Sendemasten und Wanderstöcken) und natürlich aus dem Bergsee steigen. Wasser leitet Strom nämlich sehr gut.
Andererseits sollte man die so genannte «Schrittspannung» minimieren, indem man die Füsse möglichst nahe aneinander stellt und in die Hocke geht. Falls nämlich ein Blitz nahe in den Boden einschlägt, fliesst ein stärkerer Strom durch den Körper, wenn man zum Beispiel breitbeinig steht.