Friedhof Valposchiavo
Friedhof der protestantischen Kirche (Station 8 Rundgang Hildesheimer)


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Beschreibung
Wolfgang Hildesheimer ist am 21. August 1991 in Poschiavo gestorben. Sein Grab befindet sich an der Südmauer des Friedhofs. Es ist leicht zu erkennen: nach jüdischer Tradition liegen kleine Steinlein auf dem Grabstein.
“Im Spätsommer ist übrigens der Sensenmann vorübergeritten. Wir standen noch untätig vor der zweiten Mahd, noch standen Butterblume, Kartoffelkraut und Blattspinat in voller Blüte, es wehte durchs Espenlaub, die Wiesen waren noch nicht unverblümt, Mauersegler und Kropfschwalben zogen allabendlich und allfürchterlich kreischend über meinen und andere Standpunkte, der Salat stand vor dem Schiessen - da reitet doch tatsächlich dieser Sensenmann heran. Leicht klappernd und knirschend sass er ein wenig gebeugt - er ist ja der Jüngste nicht mehr, was er mit uns gemeinsam hat - im Sattel seiner Schindmähre. Wir hatten einander lange nicht gesehen - genaugenommen hatten wir uns noch nie gesehen, aber so genau nehme ich es mit dieserlei Begegnungen nicht, und ich weiss, warum!” (1)
“Wer weiss, dass Wolfgang Hildesheimer Schweizer war? Er starb als Ehrenbürger von Poschiavo, einer dorfgrossen Talkapitale im italienisch sprechenden Puschlav. Als er begraben wurde, läuteten - für ihn als Juden! - zum ersten Mal in der Geschichte des Tals die Glocken der katholischen und protestantischen Kirchen gemeinsam.“ (2)
Quellen:
(1) Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes, Frankfurt am Main 1983, S. 49.
(2) Urs Widmer, Fragmentarisches Alphabet zur Schweizer Literatur, in: Text+Kritik. Zeitschrift für Literatur, Sonderband “Literatur in der Schweiz”. Hg. v. Heinz Ludwig Arnold, München 1998, S. 10.
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