Auf leisen Sohlen durch die Winterlandschaft.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera

Familie Jucker am Schneeschuhwandern in Flims Laax Falera (Foto: © Andi Speck)
Mit Schneeschuhen an den Füssen macht das winterliche Wandern mit Kindern besonders viel Freude. Picknicken an entlegenen Orten, Tierspuren deuten, Eiszapfen pflücken und in die Natur eintauchen. Das alles gehört zum Abenteuer auf leisen Sohlen mit dazu.

Von Claudia Jucker

Es braucht jedes Mal ein wenig Überredungskunst, bis wir die Kinder davon überzeugt haben, mit uns auf eine Schneeschuhtour zu kommen. Und immer, wenn wir die letzten zehn Meter in Angriff nehmen, schwärmen sie, dass es die beste Tour gewesen sei, die sie jemals erlebt hätten. Das ist ein typisches Muster in unserer Familie. Zuerst maulen, dann schwärmen. Tja. Mittlerweile sind wir gut gewappnet und wissen, was wir auf jeden Fall mit dabeihaben müssen, damit unsere Tour gelingt und die gute Laune bleibt. Nebst warmen Handschuhen und dicken Socken, packen wir auch eine Kanne mit warmem Tee und eine Flasche Wasser ein. Zudem selbstgemachte Brote, Nüsse und Snacks, Bananenkuchen oder auch mal eine Tüte Gummibärchen.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera
Wir fühlen uns mit unseren Schneeschuhen ein wenig wie Exoten.

Wir sind oft im Skigebiet Flims Laax Falera unterwegs und haben uns dieses Mal für eine leichte Tour entschieden, die von der Bergstation Sessellift Curnius aus startet und von dort talwärts nach Falera führt. Angegeben ist sie mit 45 Minuten. Wir werden dafür locker über zwei Stunden brauchen.

Oben angekommen fühlen wir uns etwas verloren. Wir sind umgeben von Familien mit Schlitten, Ski- und Snowboardfahrern und Fussgängern mit ihren Hunden. Unsere Kinder ernten mitleidige Blicke, als wir ihnen die Schneeschuhe anschnallen. Wir lassen uns aber nicht aus der Ruhe bringen – und unsere Kinder zum Glück auch nicht. Immer den pinken Markierungen nach, folgen wir der Route 201 in Richtung Falera. Anfangs stapfen wir noch quer durch den Trubel auf der Piste und auf dem Schlittel- und Winterwanderweg. Die Ruhe, die wir am Schneeschuhwandern so schätzen, lässt noch etwas auf sich warten. Doch sie ist absehbar.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera

Der Weg führt uns von der Piste weg und die Stimmen der sich zu rufenden Skigäste verstummen. Auf einem schmalen Pfad bewegen wir uns fast lautlos auf kristallartigem Pulverschnee, der in den schönsten Regenbogenfarben schimmert. Es ist sehr kalt, aber die Sonne wärmt unsere Gesichter. Bei einer Tanne machen wir Halt. Die Kinder möchten jetzt ihre selbst gemachten Brote essen und eine Tasse Tee trinken. Da sagen wir nicht nein. Zum Dessert gibt’s Bananenkuchen und danach frisch gepflückte Eiszapfen direkt vom Baum. Die Kinder sammeln ganze Eiszapfen-Sträusse. Die einzelnen Zapfen bleiben von der Kälte an den Handschuhen kleben und lassen diese wie kleine Eis-Igel aussehen. Wie lustig.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera
Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera
Wenn die Kinder genug essen, schaffen sie gut ein paar Stunden auf den Schneeschuhen.

Weiter geht’s in Richtung Tal. Die Kinder haben neue Energie getankt und nehmen sich jeden kleinen verschneiten Hügel vor. Sie hüpfen wie Schneefrösche mit ihren überdimensionalen Flossen und lautem Gejohle in den weichen Schnee. Angst haben sie keine, dafür eine Menge Spass.

Wir sind praktisch allein auf weiter Flur. Einmal kreuzt uns ein Pärchen. Sie stapfen uns entgegen. Die Route kann nämlich in beide Richtungen gemacht werden. Neugierig und erstaunt sprechen sie uns an. Sie wundern sich, dass es Schneeschuhe für Kinder gibt, und wünschen uns noch einen guten Marsch. Sie hatten uns schon von weitem beobachtet und freuen sich sichtlich mit uns über das einzigartige Schneeerlebnis und über den wunderbaren Tag, den wir aus vollem Herzen geniessen.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera
Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera

Die Sonne steht schon tief, gerade mag sie noch über den Berg scheinen. Wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns. Zeit, nochmals einen kleinen Snack und einen Schluck Tee zu nehmen. Wir sind schon über anderthalb Stunden unterwegs. Aber auch das sind wir uns gewöhnt. In der Regel verdoppeln wir die angegebene Wanderzeit. Damit lagen wir bisher immer richtig. Im Sommer und im Winter. Das ist nicht unbedingt dem langsamen Tempo der Kinder geschuldet, vielmehr ihrem Entdeckungsdrang. Sie untersuchen unterwegs unentwegt Tannenzapfen, versuchen Tierspuren einzuordnen, vergleichen Schneekristalle und staunen über die Unterschiede jeder einzelnen Schneeflocke.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera

Auch jetzt, für den Endspurt, sind wir froh, geht’s talwärts. Wir sehen schon das Ami Sabi Schneewunderland in Falera. Und zack – finden wir uns auf der menschenleeren Piste wieder. Die Leute sind längst zuhause an der Wärme. Auch wir freuen uns jetzt auf das Aufwärmen. Wir haben es gerade rechtzeitig geschafft: Die Sonne ist nun endgültig verschwunden, die Kälte breitet sich aus. Wir schnallen unsere Schneeschuhe ab und gehen zu Fuss zurück zum Parkplatz.

Unsere Wangen glühen, die Augen strahlen und die Zehen und Finger sind klamm. Wir sind stolz auf unsere Kinder und darauf, gemeinsam als Familie etwas ganz Besonderes erlebt zu haben.

Schneeschuhwandern mit der Familie in Flims Laax Falera
Mami, danke, dass du mich davon überzeugt hast, heute mit dabei zu sein. Es war die beste Schneeschuhwanderung meines Lebens. Und weisst du wieso? Weil wir das als ganze Familie gemeinsam gemacht haben.

Tipp: Unsere kleine Tochter ist jetzt sechs Jahre alt. Seit wir sie nicht mehr in der Trage mitnehmen, suchen wir uns leichte Schneeschuhwanderungen heraus und achten darauf, dass es entweder ein Rundweg ist (und wir zur Not auch mal umdrehen können) oder aber, dass der Weg ins Tal führt. Die Kinder sind so länger motiviert – und wir Eltern ehrlich gesagt auch.

Fotos: © Andi Speck

 Claudia Jucker

Autorin.

Claudia Jucker

Claudia Jucker liebt das Abenteuer und die Natur und lebt mit ihrer Familie in Zürich. Wenn sie nicht gerade mit ihrem VW-Bus ins Blaue fährt, im Wald auf Spurensuche ist oder auf Städtetrips die neusten Trends scoutet, schreibt und gestaltet sie als freie Reisejournalistin für Magazine und Onlineformate.