Wenn wenig mehr als genug ist.
Familien-Wochenende im Blockhüsli
Von Mike Frei
Zurückspulen. Wir packen am Morgen unsere sieben Sachen – viel mehr ist nicht nötig für die zwei Tage. Zum Erstaunen unserer Mädchen bleiben auch die Sommerröckchen im Schrank hängen. «Brauchen wir dort nicht», so der Kommentar von uns Eltern.
Mit Traubenzucker und Kinderlieder durch die Rheinschlucht
So steigen wir in Versam mit kurzen Hosen und Trekkingschuhen aus der Rhätischen Bahn. Die Kinder winken dem roten Zug nach. Ab jetzt heisst’s: wandern. Von Versam nach Valendas (Details zur Tour). Der Weg führt durch die Rheinschlucht. Vor rund 10'000 Jahren rumpelten die Berge in Flims ordentlich. Durch den Bergsturz entstand die Schlucht. In der Mitte der Rhein, links und rechts des Flusses bis zu 300 Meter hohe Sandsteinwände. Und wir: mittendrin.
Die Wanderung ist eine Mischung aus Traubenzucker verteilen, Landschaft geniessen, Kinderlieder singen, Kinderlieder pfeifen, Bergquellwasser trinken und den Kanus auf dem Vorderrhein zuschauen. Und so erreichen wir schon bald Valendas, wo unsere Kinder im gemütlichen Café Zwischenstation & Handwerk mit einem feinen Wasserglace belohnt werden. Ihre Augen leuchten. Alles andere klebt.
Schildkröten, Hörnlisalat und ein Blockhüttli
Der abenteuerliche Teil unseres Wochenendes beginnt aber erst jetzt. Wir fahren nicht nach Hause, sondern zu Nina und Mathias Buchli. Die beiden führen seit über zwanzig Jahren das kleine Bed and Breakfast Buchli in Valendas. Nina, eine echt sympathische Gastgeberin, zeigt uns gleich das herzige Blockhüsli (Blockhütte). Eben – unser Einzimmerhaus für die kommende Nacht. Unsere Mädchen fühlen sich wie zu Hause: Die Schuhe ausgezogen, werden die vier Matratzen als Trampolin benutzt.
Das schöne Wetter zieht uns rasch wieder vors Blockhüsli. Und wieder einmal merken wir Eltern: Es braucht nicht viel, um Kinder glücklich zu machen. Eine kleine Wiese zum Turnen, Springen, Fussball spielen. Schildkröten, die sie füttern und streicheln dürfen, eine Bratwurst von der Grillstelle mit Hörnlisalat und ein Abendspaziergang durchs Dorf. So fallen wir am Abend müde in unsere Betten – um vor lauter Aufregung noch ein bisschen länger wach zu bleiben als gewohnt.
Schokoladenaufstrich und vier Hände nach oben
Als wir am nächsten Morgen ins Wohnzimmer der Familie Buchli eintreten, riecht es nach selbst gebackenem Brot und Zopf. Dazu gibt’s Käse aus der Region und ein feines Birchermüesli. Und für die Kinder: Schokoladenaufstrich. Unsere Alltagsflucht nimmt nach dem Morgenessen leider schon ein Ende. Wir verabschieden uns von Nina, Mathias, Hund Aron und den Schildkröten.
Das nächste Mal möchten wir zwei Nächte bleiben.
Auf der Heimfahrt dann die traditionelle Frage, die ich nach unseren Familienausflügen immer stelle: «Wem hat’s gefallen?» Vier Hände gehen in die Höhe, begleitet von einem lauten «Yassss». Und unsere beiden Kleinen ergänzen: «Aber das nächste Mal möchten wir zwei Nächte bleiben.»
Autor.
Mike Frei
Mike Frei ist stolzer Churer, gerne sportlich unterwegs und entdeckt alleine oder mit seiner Familie immer wieder neue Orte in Graubünden.