Anspruchsvolle Trails und tuorta da nusch.

Steffi Marth auf Entdeckungstour in der Val Müstair

Sonnenaufgang über dem Goldseetrail
Biken in Graubünden verband ich bis anhin mit Bikerennen und Fotoshootings in Lenzerheide. Dass das Home of Trails, wie Graubünden genannt wird, weit mehr zu bieten hat, erfuhr ich im letzten Sommer in der Val Müstair.

Von Steffi Marth (Text) und Balz Weber (Fotos)

Tag 1.

Warmfahren im schönen Tal

Nach meiner Ankunft im B & B Alpina in Sta. Maria werde ich von meiner Guidin Nicci der Ride La Val Trailschool warm empfangen.

Ein paar Minuten später sitzen wir bereits im Shuttle. Aber ausgerechnet in der Valbella, was eigentlich schönes Tal heisst, verzieht sich die Sonne hinter dunkelgrauen Wolken. Ich geniesse trotzdem diese Stille hier in hochalpinem Gelände beim Ofenpass. Als es dann doch nass-kalt wird, nehmen wir den «Speedtrail» zurück nach Sta. Maria. Zum Abendessen im Hotel Helvetia in Müstair geniessen wir hausgemachte, deftige Pizokels – perfekt nach einigen Stunden frisch-feuchter Bergluft.

Steffi Marth und Nicole Tschenett unterwegs in der Val Müstair
Pizokels im Hotel Helvetia

Tag 2.

Hometrails, Nusstorte und Kuhfladen

Bei Sonnenschein starten wir mit dem Shuttle nach Minschuns, von wo aus wir über kleine Wellen dahinrollen. Lange Kurven schmiegen sich über saftige Bergwiesen und im Zickzack gehts um frische Kuhfladen. Hier werden alle Sinne angesprochen. Auf der Alp Champatsch bestelle ich mit Hilfe von Nicci sogar auf Romanisch eine Bündner Nusstorte (tuorta da nusch).

Danach fegen wir über einige von Niccis Hometrails: Echter Flow durch einen Arvenwald mit Speed-Passagen, aber auch kniffligen, engen Kurven. Passend zum Motto dieser Region: #puralpinetrails.

Da der Himmel sich wieder fies zuzieht, entscheiden wir uns für Plan B: Whisky Tasting in der Distillerie von Gunter Sommer. Er ist ein wandelndes Whisky- und Gin-Lexikon und exportiert seine feinen Tropfen von Sta. Maria in die ganze Welt.

Eine Kuh versperrt Steffi Marth und Nicole Tschenett den Weg
Nusstorte auf der Alp Champatsch

Tag 3.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Passend zum längsten Tag des Jahres klingelt mein Wecker schon um 3.30 Uhr. Bun di (guten Morgen) sind die einzigen Worte, die im Shuttle gesprochen werden. Wir hoffen sehr, dass sich das frühe Aufstehen bei der unbeständigen Wetterlage lohnen wird. Beim Hochschieben auf den Dreisprachenspitz oberhalb des Stilfser Joch versucht unser Fotograf eine Wetterbeurteilung: «Es könnte gut, es kann aber auch verschissen kommen.»

Aber dann: Wir erhaschen tatsächlich ein paar der ersten roten Sonnenstrahlen vor dem Anblick des schneeweissen, mächtigen Ortlers. Einfach wau! Wie in einem kitschigen Werbespot fahren wir auf dem Goldseetrail in Richtung Sonnenaufgang.

Bei so einem frühen Start hoffe ich auf einen italienischen Kaffee in der Furkelhütte, die so früh leider noch geschlossen ist. Statt Kaffee wartet ein zweistündiger Anstieg zum Piz Chavalatsch auf uns. Eigentlich bin ich kein Fan von Hike-a-Bike, aber wir sind in so eindrucksvollem Gelände unterwegs, dass ich tatsächlich jeden Höhenmeter geniesse.

Steffi Marth und Nicole Tschenett unterwegs in der Val Müstair
Aufstieg über ein Schneefeld zum Piz Chavalatsch

Kurz vor dem Gipfel rasten wir an einem kleinen See und stärken uns mit Feinem aus Niccis Rucksack. Dann endlich. Auf dem Piz Chavalatsch, dem östlichsten Zipfel der Schweiz, geniessen wir eine grandiose Aussicht vom Reschensee ins Vinschgau und in die Val Müstair.

Zwischenverpflegung vor dem Gipfel des Piz Chavalatsch

Nach dem Gipfelbucheintrag steht das Highlight des Tages an: die lange Abfahrt über den Grat bis ins Tal nach Taufers. Auf dem Grat sind Schwindelfreiheit und Balance gefragt. Danach geht es mächtig bergab: Direkt von 2750 auf 1200 m ü. M. – einer der steilsten Trails, den ich je gefahren bin. Paniert vom frühen Aufstehen und den Anstrengungen muss ich mich voll konzentrieren.

Abfahrt nach Taufers

Mein Fazit

Ich bin absolut begeistert von dieser Region. Nicht nur wegen der Natur, den anspruchsvollen Trails, den schroffen Bergen, dem Panorama und den lokalen Leckereien – sondern vor allem von der Gastfreundschaft dieser speziellen kleinen Community. Oft sind es genau diese versteckten, wenig besuchten Orte, die ein absoluter Geheimtipp sind. Wir sehen uns wieder – a revair!

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Steffi Marth in der Val Müstair

Autorin.

Steffi Marth

Nach zahlreichen Jahren als Profi-Athletin im Downhill und BMX entdeckt die Deutsche Steffi Marth nun mit ihrem Mountainbike neue Regionen und geniesst das Abenteuer.