Madame Engadin Skimarathon.

Françoise Stahel

Françoise Stahel: Madame Engadin Skimarathon
Bei jeder Austragung seit 1969 war Françoise Stahel dabei, nicht einen einzigen Lauf hat sie ausgelassen. Jedes Jahr fiebert die über 80-jährige Langläuferin dem Anlass entgegen.

Sie hüpfen und kreisen mit den Armen. 13'119 Frauen und Männer können den Start kaum erwarten. Würde die Aufwärmmusik sie nicht übertönen, man könnte bestimmt die Pulsschläge der Wartenden hören.

Von ihnen stehen 3723 zum ersten Mal überhaupt an ihrem Startplatz am Ufer des gefrorenen Silsersees. Ganz anders Françoise Stahel. Keine Frau der Welt hat den Engadin Skimarathon öfter bestritten.

Engadin Skimarathon

Die stille französische Revolution

Als die gebürtige Französin 1959 für einen Sprachaufenthalt nach Klosters kam, ahnte sie nicht, wie fortan die Schweizer Berge ihr Leben in alle Belangen beeinflussen würden. Der Sommer sei schön, aber besonders der Winter habe es ihr angetan, berichtet die rüstige Rentnerin. Als Rezeptionistin hatte man ihr das Skifahren untersagt.

Das wäre viel zu gefährlich und man könnte mich bei der Arbeit nicht entbehren.

Françoise Stahel

Zu Beginn hielt sich Françoise Stahel an die Direktiven. Doch sie konnte dem Ruf der Berge nicht widerstehen und ging schon bald heimlich zum Skifahren. Sie liebte es, erkannte jedoch schnell: Ihr Talent liegt in der Ausdauer. So wandte sie sich dem Langlauf zu. Für Françoise Stahel der Beginn einer glühenden Leidenschaft.

Françoise Stahel: Madame Engadin Skimarathon.

«Es sind die Gene»

Wenn sie sich heute die Bilder der ersten Engadin Skimarathons anschaut, lacht sie laut: «Schauen Sie sich diese Technik an, fürchterlich!» Aber eben, ihre Stärke war die Ausdauer und diese trug sie 1972 auf den hervorragenden zweiten Platz.

Ganz ohne Training war dies natürlich nicht möglich. Zu jener Zeit lief Françoise Stahel 2000 Kilometer pro Saison, heute sind es knapp 200. Ist dies nicht ausserordentlich mit über 80 Jahren? «Finden Sie?», fragt sie keck zurück. «Nun, ich war das ganze Leben aktiv, aber ich spüre das Alter schon, besonders am Morgen fühle ich mich manchmal etwas steif», was die quirlige Dame aber nicht von einem äusserst aktiven Lebensstil abhält.

Françoise Stahel: Madame Engadin Skimarathon.

Ein Leben in Bewegung

Dreimal am Tag verlangt Bonita nach einem Fitnessprogramm. Die Hündin stammt aus einem Tierheim und ihr Alter ist unbekannt, wohl um die neun Jahre alt soll sie sein. Wenig überraschend: Auch Bonita ist trotz gesetztem Alter topfit, in diesem Fall also: wie das Frauchen, so der Hund. Neben mehrstündigen tierischen Ausflügen sind auch Yoga und Atemübungen ein wichtiger Fixpunkt im Leben der über 80-Jährigen.

Françoise Stahel: Madame Engadin Skimarathon.

«Nach jedem Lauf fühle ich mich in einem unglaublichen Hoch», schwärmt die vierfache Grossmutter, deren Tochter und Enkelin mittlerweile ebenfalls am Start sind. Drei Generationen – eine Passion.

Françoise Stahel: Madame Engadin Skimarathon

Fakten.

Engadin Skimarathon

Gegenüber der ersten Austragung laufen heute fünfzehn Mal so viele Teilnehmer über die Strecke des «Engadiners». Dies bedingt einen gestiegenen Aufwand für die Organisatoren, der sich in eindrücklichen Zahlen niederschlägt.

  • 42 Kilometer
  • 1500 Helfer
  • 13'000 Teilnehmer
  • 334'900 Portionen Verpflegung
  • > 2'000'000 Herzschläge pro Minute