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Nolla reisst den Berg in die Tiefe

Nolla reisst den Berg in die Tiefe
Nollakugel
Reto Hänny, Schriftsteller aus Tschappina: Textausschnitt aus «Helldunkel» [S. 162 – 163] (1994):

Beschreibung

«Ist man tatsächlich mit dabeigewesen, auf Großvaters Armen, als die Rüfe sich das Tobel hinabgewälzt? Kann man sich an das dumpfe Grollen, das Beben unter den Füßen erinnern; oder kennt man all das nur aus Großvaters Geschichten? [...] Landstücke, Börter, dann der ganze Hang, ins Gleiten, ins Schliefern geraten, langsam, kaum sichtbar erst, kaum ein Zittern in den Ästen, dann, schaut man einen Augenblick später hin, plötzlich rascher, beginnen sich aufzuwerfen, überzuwerfen, Erlen und Tannen, sich verkeilend, werden Mikado-Stäbchen gleich durcheinandergeworfen, Steine, splitterndes Holz, Zäune und geknickte Stämme, deren entblößte Wurzelstöcke sich aus dem blauschwarzen Brei ragend vergebens Halt suchend in der regenschraffierten Luft verkrallen, tanzen über Wuhre hinweg mit auf der Mure hinab [...]»

Bäume, Felsen, Häuser, nichts am Heinzenberg war vor dem reissenden Bergbach Nolla sicher. Der Nolla ist ein Bach mit aussergewöhnlicher Gewalt, welcher die Landschaft weiträumig formte und den Einwohnern vom Heinzenberg und Domleschg das Fürchten lehrte. Bei hohem Wasserspiegel führte der Nolla jeweils vom Heinzenberg herab so viel Geschiebe wie Geröll oder Schwemmholz mit sich, dass sich dieses vor dem Talboden regelrecht zu einer Staumauer auftürmte, bis die Gewalt des Wassers diese Wälle wieder mit sich riss und so eine starke Flutwelle auslöste.

So hat es in der Vergangenheit immer wieder Extremereignisse gegeben, welche unter anderem zu massiven Überschwemmungen im Domleschg mit Auswirkungen bis an den Bodensee führten. Der erste dokumentierte Ausbruch ereignete sich 1585. Anschliessend wechselten sich Anhäufungen von Ausbrüchen und jahrzehntelange Ruhephasen immer wieder ab.

Um die Schadensauswirkungen dieses gefürchteten Wildbachs zu stoppen, begann man ab 1870 mit der Bachverbauung. Hauptsächlich subventioniert durch den Bund wurde der Nolla bis 1901 mit 70 Sperren und Vorsperren, Entwässerungskanälen und einem 2575 Meter langen Ableitungskanal gezähmt.

Weitere Massnahmen wie die Aufforstung des Staatswaldes Nolla und die Entleerung des Lüschersees kamen dazu. All diese Eingriffe konnten die Situation wesentlich verbessern, trotzdem mussten bis heute immer wieder Sperren ersetzt oder neue gebaut werden.

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