Von Andeer bis Tenna den Gaumen beglücken.

48 Stunden im Naturpark Beverin

Erwin Dirnberger aus Andeer (© Nico Schärer)
Wir schnausen uns durch Sennereien und Hoflädeli und überqueren den Safierberg, um in Tenna Lokales zu schlemmen.

Text: Martin Hoch / Fotos: Nico Schaerer

Mittwoch, 16.00 Uhr: Kulturgeschichte erleben

Wir schreiben das Jahr 1880. Die Schweiz jubelt. Der Durchstich des Gotthardtunnels ist geglückt. Für die Säumerroute, die über den Splügenpass führt, bedeutet es jedoch das Aus. Durch Andeer geht ein mittelloser Säumerbauer. In einer Schubkarre transportiert er einen Koffer für einen Gast des Hotel Fravi. Hier steigt Europas Noblesse ab. Er selber trägt Flickhosen und ein kariertes Hemd. Und eigentlich befinden wir uns im Jahr 2020. Der Säumerbauer ist eine Rolle von Erwin Dirnberger, der Gäste unterhaltsam durch die Geschichte Andeers führt und die Casa Storica, ein Haus aus dem 17. Jahrhundert, bespielt.

Erkunden – Dorfrundgänge, Mi 16 h, Mai – Oktober, Andeer, im Anschluss 17 – 19 h Zugang zur Casa Storica.

Mittwoch, 18.00 Uhr: Proviant anlegen

Für den morgigen Wandertag packen wir Käse von Martin Bienerth und Maria Meyer ein. Die beiden produzieren in der Sennerei Andeer 30 Sorten vorzüglichsten Käse aus hiesiger Bergmilch. 

Einkaufen – Sennerei Andeer, Andeer, Der Käse ist Träger des Produktelabels  «Schweizer Pärke».

Martin Bienerth von der Sennerei Andeer (© Nico Schaerer)

Mittwoch, 19.00 Uhr: Im Dampfbad "apéröle"

Mit dem Postauto hoch nach Mathon. Hier beim Restaurant Muntsulej, wo wir danach gutbürgerlich speisen, lassen wir unsere Körper im Hotpot niedergaren und kriegen von Sandra Emmenegger einen Apéro serviert. In einen tiefen Schlaf fallen wir in der Pensiun Laresch. 

Essen & Schlafen – Muntsulej, Mathon und Pensiun Laresch, Mathon.

Pensiun Laresch, Mathon

Donnerstag, 09.00 Uhr: Historie erwandern

Frohen Mutes, die Bergluft einatmend geht’s ab Andeer auf einer Etappe des Weitwanderwegs «viaSpluga» entlang des einstigen Säumerwegs. Kurz nach Andeer vernehmen wir im Hotel Roffla schlucht eine visionäre Geschichte. 8000 Mal habe es zwischen 1907 und 1914 «Kawumm» gemacht, bis ein Weg vom Hotel durch den Fels zum Wasserfall gesprengt worden sei. Alles in Eigenregie und harter Arbeit. Spektakulär, genauso wie der Anblick des Wasserfalls. 

Wandern – viaSpluga, Andeer – Splügen, 14 km, 4 ½ Std., Rofflaschlucht, Mai – Okt.

Donnerstag, 12.00 Uhr: Speck, Salsiz & Ziegenkäse

In Sufers, der Uhrzeiger hüpft auf zwölf Uhr, knurrt der Magen. Um diesen zu verwöhnen, decken wir uns im Hofladen «Lai da Vons» für ein Picknick ein: mit Speck und Salsiz. Weiter geht’s zur Sennerei Sufers, da wird’s «gluschtig»: mit Schafs- und Ziegenkäse. Zuletzt schauen wir noch im Hoflädeli des Biobetriebs Oberhof vorbei und kaufen einen süssfruchtigen Himbeeressig als Souvenir. Im Dorf vernehmen wir, dass in Sufers bald schon eine Bierbrauerei eröffnet werden soll. Das wird für den nächsten Besuch vorgemerkt. Wer statt eines Picknicks lieber ein Restaurant besucht, dem sei das Restaurant Seeblick empfohlen mit täglich wechselndem Mittagsmenü. 

Essen – Restaurant Seeblick in Sufers, ab 8 h geöffnet, Mittwoch Ruhetag.

Donnerstag, 18.00 Uhr: Wohlverdient schlemmen

In Splügen werfen wir einen Blick ins Heimatmuseum Rheinwald, wo Gerätschaften aus der Säumerzeit ausgestellt sind. Wer noch Zeit hat, sollte einen Abstecher nach Nufenen zur Sennerei von Willi Severin machen, der einen köstlichen Alpkäse herstellt. Danach heisst’s Gaumenspass im urchigen Stübli des Hotel Bodenhaus und schliesslich fallen die müden Augen im historischen Hotel Weiss Kreuz zu. 

Essen & Übernachten – Hotel Bodenhaus und Weiss Kreuz, beide in Splügen. 

Bündner Bergkäse, Nufenen (© Nico Schärer)

Freitag, 09.00 Uhr: Ins Safiental wandern

Vor der Wanderung wird in der Käserei Splügen ein kleines Picknick eingepackt. Dann wandern wir frisch erholt über den Safierberg nach Thalkirch. Belohnt werden wir auf der Terrasse des Gasslihof mit einem kühlen Getränk, bevor das Postauto nach Tenna fährt. 

Wandern & Einkehren – Splügen – Thalkirch, 15,1 km, 5 ¾ Std., Gasslihof in Thalkirch.

Tenna

Freitag, 18.00 Uhr: Schlussbouquet geniessen 

Kreativ, innovativ und doch bodenständig: Sascha Skraban kocht im Restaurant des Berghotel Alpenblick in Tenna saisonal und regional — und vor allem mit viel Liebe.

Essen – Berghotel Alpenblick, Tenna.

Martin Hoch

Autor.

Martin Hoch

Martin Hoch war über sieben Jahre auf Reisen. Wichtig waren ihm die Begegnungen mit Menschen, angetrieben hat ihn die Liebe zur Natur. Zurück in der Schweiz widmet er sich dem Reisejournalismus.