Vielfältig.

Kulturszene

Anna Laura Klucker
Graubünden ist im Sinne der zeitgenössischen Schweizer Kunst und Kultur auf jeden Fall eine Reise wert. Es gibt viele Orte zu entdecken und spannende Menschen kennenzulernen.

Von Martin J.-M. Burkhardt

Irina Cannabona (Foto: © dianapfammatter.ch)
Dank der lebendigen Bündner Kulturszene gelingt es über den Berg zu schauen.

Irina Cannabona Italienische Tanzpädagogin und Tänzerin, geboren und aufgewachsen in Chur, wo sie die Tanzschule Tanzerina führt.

«Mich interessiert die Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden aus unterschiedlichen Kunstsparten Graubündens. Ich sehe es als eine spannende Herausforderung, meine Tanzstücke an verschiedenen Kulturhäusern und Orten zu inszenieren und zu tanzen. In der Postremise Chur sind so zum Beispiel Tanzprojekte mit Jugendlichen entstanden, die einzigartig waren in Ausdruck und Kraft. Was mich ausserdem zum Tanzen inspiriert, ist der Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseum von den Architekten Barozzi/Veiga. Die aussergewöhnliche Grösse und Höhe der Räume laden geradezu zu tänzerischen Experimenten ein. Und natürlich auch die dort ausgestellt Kunst.»

tanzerina.ch

Norbert Cavegn (Foto: © Graubünden Ferien / Diana Pfammatter)
Mit dem Open Air Lumnezia bieten wir beste Musik vor atemberaubendem Bergpanorama – ein grosses Festival im Kleinformat.

Norbert Cavegn Dipl. Treuhandexperte wohnhaft in Chur, Initiator und Mitbetreiber von Open Air Lumnezia in Degen.

«Das neu renovierte Hotel Pellas, ein familiär geführtes Hotel in Vella, ist die Vorlage meiner Vision von moderner Architektur. Umgeben von den wunderbaren Bergen in der Val Lumnezia inspiriert mich dieser Ort bei meinen Aufenthalten immer wieder aufs Neue. Nicht zu gross, was die Anzahl der Gäste betrifft, inmitten der Natur gelegen und ebenso liebevoll wie zeitgemäss in Aussehen und Ambiente – eine Kombination, wie wir sie auch mit dem Open Air Lumnezia umzusetzen versuchen.»

openair-lumnezia.ch

Rebecca Clopath
In Graubünden kann ich meine Vision von Landwirtschaft und Gastronomie als geschlossenen Kreislauf umsetzen.

Rebecca Clopath Naturköchin, Unternehmerin, Bio-Bäuerin und ehemalige Kochweltmeisterin. In ihrem Heimatdorf Lohn kreiert sie 9-gängige Esswahrnehmungen für Gäste, die mehr über den Geschmack der Alpen erfahren wollen.

«Was mir in Graubünden am Herzen liegt? Im Allgemeinen sind das die Vielfalt und die Schönheit, die durch die Natur, die Tiere, aber auch durch bewusste und aktive Bündnerinnen und Bündner erschaffen wird. Es ist immer wieder bereichernd, neue Produzentinnen und Produzenten, Gastronominnen und Gastronomen oder verschiedene Handwerke und vieles mehr zu entdecken. Durch die Täler und die bestehende Kultur entsteht eine fantastische Vielfalt. Das macht mich stolz und eröffnet mir die Freiheit, hier so wirken zu dürfen, wie ich es im Moment tue. Danke an alle Innovativen, Mitdenkenden und neu Erschaffenden.»

rebecca-clopath.ch

Bane Florin
Chur ist ein Ort mit riesigem Potential. In dieser Umgebung zu leben, beflügelt mich.

Fabian «Bane» Florin Künstler, lebt und arbeitet in Chur, wo auch zwei seiner gigantischen und beeindruckenden Wandgemälde im öffentlichen Raum zu sehen sind.

«Seit 2008 gibt es das Format Weekly Jazz in Chur. Ich besuche am liebsten die Veranstaltungen, die donnerstags abends in der Marsoel Bar stattfinden. Selten habe ich einen Event erlebt, der mit so viel Leidenschaft und Liebe für die Sache umgesetzt wird. An diesem Ort, an diesem Abend sind alle willkommen und man fühlt sich sofort wohl. Dieses kulturelle Angebot sollte man sich bei einem Besuch in Chur nicht entgehen lassen. Was ich ausserdem empfehle: Die Galerie Löwen – hier gibt es zeitgenössische Kunst – zwar nicht für die Ohren, aber für die Augen.»

fabianflorin.ch

Ludwig Hatecke
Bergfleisch ist ein edles Lebensmittel. Wir müssen es mit grösstmöglichem Respekt behandeln und geniessen.

Ludwig Hatecke Metzgermeister, der in der 3. Generation die gleichnamige Edelmetzgerei mit Hauptsitz in Scuol und Filialen in St. Moritz, Zernez sowie in Zürich, führt.

«Ein wunderschöner Ort ist der Lai Nair, der sich unweit vom «Chasté da Tarasp», einer der imposantesten Burgen Graubündens, befindet. Dort liegt er einsam in einer kleinen Mulde. Wenn es kälter wird im Jahr, ab November, zieht morgens ein Nebelkissen über diesen kleinen Bergsee. Bei Sonneneinstrahlung löst sich der Nebel ganz langsam auf und verbindet sich mit dem strahlenden Engadiner Licht. Ein kleines stilles Naturschauspiel.»

hatecke.ch

Anna Laura Klucker
Mit meiner massgeschneiderten Fest- und Hochzeitsmode lasse ich Traditionen Graubündens neu aufleben.

Anna Laura Klucker Modedesignerin und Gründerin des Labels yuli, lebt und arbeitet in Tamins.

«Mein Modelabel «yuli» lehnt sich an zwei Bündner Traditionen an; die Bündner Tracht und den Kreuzstich. Inspiriert von existierenden Kreuzstichmustern, welche neu arrangiert eine frische und zeitgemässe Formensprache sprechen, entstehen in meinem Atelier individuelle Einzelstücke für Frauen. Die oft mehrteiligen Kompositionen bieten zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten. Was mir wichtig ist: Frauen jeden Alters sollen sich in den schlichten, zeitlosen und romantischen Kleidern von «yuli» wohlfühlen.»

yuli.ch

Fabio Hendry
Obwohl ich in Sedrun aufgewachsen bin, fühle ich mich überall in Graubünden irgendwie geborgen. Ist es der Geruch der Berge, ich weiss es nicht.

Fabio Hendry Designer und Materialforscher, lebt und arbeitet in London und Sedrun.

«Die Stalla Libra ist ein unkonventioneller Kunstraum, der in einem ausgedienten Heustall in Sedrun untergebracht ist. Vor einigen Jahren haben wir zusammen mit jungen Gestalterinnen und Gestaltern aus ganz Europa und einheimischen Handwerkerinnen und Handwerkern ein Spielhaus der ganz besonderen Art entwickelt. Im umgenutzten Stall können Besuchende an verschiedenen interaktiven und raumfüllenden Spielstationen testen, wie viel Geschick, Kreativität und Ausdauer in ihnen steckt. So können zum Beispiel Kulinarikerinnen und Köche in der comicartigen Hausmetzgerei zeigen, ob sie die passenden Zutaten für ihr Lieblingsrezept finden. Die Stalla Libra hat Modellcharakter: Sie macht deutlich, wie einem Gebäude neues Leben eingehaucht werden kann.»

studio-ilio.com

Grażyna Kulczyk
Um über die Zukunft nachzudenken, müssen wir die Zeit für einen Augenblick vergessen.

Grażyna Kulczyk Unternehmerin aus Poznan (Polen), lebt in Tschlin, unweit des von ihr gegründeten Muzeum Susch.

«Mich faszinieren Orte, die das Nachdenken über die Zukunft inspirieren – zum Beispiel, wie Not Vital im Schloss Tarasp Geschichte(n) entdeckt, bewahrt und auf ganz persönliche Weise mit seiner künstlerischen Vision verbindet. Das sehe ich als Vorbild für unser benachbartes Muzeum Susch, wo wir in einer ehemaligen Klosteranlage experimentelle Ansätze in der zeitgenössischen Kunst, Choreographie, Wissenschaft und Ausbildung zeigen und entwickeln. Meine Empfehlung ist eine moderne Pilgerreise zum künstlerischen Dreieck im Unterengadin: Schloss Tarasp, Muzeum Susch und Fundaziuns Nairs.»

muzeumsusch.ch

Giovanna Lisignoli
Mein Interesse an Design rührt daher, dass ich in einer alten traditionellen Stüva aufgewachsen bin: Ein Ort, in dem lokales Wissen, Materialien, handwerkliches Können und Vision zusammentreffen.

Giovanna Lisignoli Design Consultant & Design-Kuratorin aus St. Moritz, lebt und arbeitet in London und Zürich.

«Es gibt nichts Besseres als einen Spaziergang durch den Lärchenwald (von God Surley) – vorbei an den kleinen Seen, hinauf zu höheren Aussichtspunkten, um den Kopf frei zu bekommen. Es geht nicht nur um das Licht, die Luft und den Blick, den man zwischen den Bäumen auf die Engadiner Seen erhaschen kann. In solchen Momenten erwachen tief verwurzelte Sinne, welche Dinge in ein neues Licht rücken und die Wahrnehmung verändern. Das gestapelte Stammholz entlang der Wege veranschaulicht die Wechselbeziehung zwischen unmittelbarer Umgebung, Natur und Kultur, zwischen rohem Material und Handwerk, zwischen Landschaft und Architektur. Oder die einzigartige Atmosphäre der alten holzgetäfelten Innenräume (Stüvas), die über die Weitergabe von Wissen, lokales Leben und das Zusammenspiel von Erneuerung und Tradition sprechen.»

secondnature.ch

Nicole Seeberger
Landschaft, Kunst und Architektur – für mich drei Juwelen aus Graubünden mit internationaler Strahlkraft.

Dr. Nicole Seeberger Co-Direktorin, Bündner Kunstmuseum, Chur.

«Ich bin immer wieder fasziniert und inspiriert von der eindrucksvollen Kombination von Landschaft, Kunst und Architektur in Graubünden. Diese drei Juwelen strahlen nicht nur weit über den Bergkanton und die Schweizer Landesgrenze hinaus, sondern spiegeln sich auch in der Architektur, in der Sammlung und in den Ausstellungen des Bündner Kunstmuseums wieder.»

buendner-kunstmuseum.ch

Piroska Szönye
Es lohnt sich, der erwachsenen Heidi beim Geschichtenerzählen zuzuhören und in ihre neue verrückte Welt einzutauchen.

Piroska Szönye Künstlerin, Geschichtenerzählerin, Buchmacherin und Kulturmanagerin, mit rätoromanischen und ungarischen Wurzeln, lebt und arbeitet in Chur und China.

Die Kunst existiert nicht nur hier in Grischun* – sie wird gelebt! Und so kommen einige der bekanntesten Künstlerinnen und Künstler der Schweiz aus oder nach Graubünden. Wer hier im Bereich der Kunst tätig ist, ist jedoch kein «Lokalgrümscheler» oder eine «Regionalmatadorin». Stattdessen zeichnet die hiesige künstlerische Szene ein kultureller Regionalstolz aus, der auf vielfältige Weise in die ganze Welt hinausgetragen wird.

* So wird Graubünden im Rätoromanischen, einer der Nationalsprachen des Kantons, genannt.

piroskakunst.ch

Claudia Züllig
Ich habe das grosse Glück, in einer faszinierenden Bergwelt arbeiten und leben zu dürfen. Ich erachte dies als grosses Privileg.

Claudia Züllig-Landolt Gastgeberin Hotel Schweizerhof Lenzerheide, Mit-Initiatorin Zauberwald Lenzerheide.

Der Zauberwald Lenzerheide ist eine Erfolgsgeschichte, die jedes Jahr viele Interessierte zu uns auf die Lenzerheide bringt. Die Kombination aus faszinierender Lichtkunst, einem hochstehenden Musikprogramm und feiner Kulinarik lässt die Besucherinnen und Besucher in eine einzigartige Welt eintauchen. Im Zauberwald versuchen wir, Natur, Kunst, Musik und Kulinarik zu einem «Erlebnis für alle Sinne» zu kombinieren. Inmitten der winterlichen Bergwelt regt ein Besuch im Zauberwald zum Staunen, Entdecken und Geniessen an.

Martin J.-M. Burkhardt

Autor.

Martin J.-M. Burkhardt

Martin Burkhardt, Geschäftsführer Wunderland Schweiz GmbH liebt zeitgenössische Kunst, Design, Architektur, Musik und Film.